Vor kurzem habe ich in meinem Newsletter erzählt, dass ich zwar fast immer das Naturtagebuch dabeihabe, aber tatsächlich selten darin arbeite. Ich denke häufiger über das Abendessen nach als übers Malen oder erinnere mich plötzlich, dass ich noch einkaufen muss und habe ich eigentlich Geld geholt für den Babysitter? Solche Sachen drängen sich mit einer großen Wichtigkeit auf und kleine Freiräume zum Skizzieren lassen sich dann schwerer erspähen. Im Urlaub mit Familie und Unternehmungen ist es auch nicht leichter.
Wenn Dir das auch so geht, dann fragst Du Dich jetzt bestimmt: Wie finde ich denn dann überhaupt Zeit zum Skizzieren in der Natur? Ich erzähle Dir mal, wie ich das mache. Ich fertige Skizzen in wenigstens zwei, meistens aber drei Schritten an und über einen längeren Zeitraum.
1. Schritt: Es fängt eigentlich immer mit einer schnellen Konturzeichnung an. Je nach Motiv und Situation habe ich dafür 10 oder 15 Minuten Zeit. Bei den Skizzen hatte ich noch 20 Minuten, bis mein Sohn von einem Ausflug zurückkam. Die habe ich mit diesem Rosenstrauch verbracht. Weil es ja ein Skizzenbuch ist, will ich gar nicht länger brauchen. Am liebsten mache ich die Skizze vor Ort, oft aber auch zu Hause von Fotos, die ich unterwegs gemacht habe. Wie es halt passt. Ich nehme gern einen Kuli zum Zeichnen oder einen Zeichenfüller.
2. Schritt: Dann passiert erst einmal nichts, es sei denn, die Sterne stehen super günstig. Die Seite mit den Rosen blieb nach der Konturzeichnung eine Woche unberührt. Dann saß ich im Biergarten und hatte plötzlich Muße zum Malen. Da ist es von Vorteil, das Naturtagebuch immer dabei zu haben. Ich habe es herausgeholt und den kleinen Aquarellkasten auch und los ging’s. Es hätten genauso gut die Aquarellstifte oder Filzstifte (oder ein anderes trockenes Zeichenmedium) sein können. Was Du am liebsten magst. Die Phase des Ausgestaltens mit Farbe dauert bei mir etwas länger als die erste Phase.
3. Schritt: Das Ausgestalten der Seite mit Schrift folgt oft später. Eine Woche, zwei Wochen, zwei Monate? Da stresse ich mich nicht (mehr). Der Moment kommt und dann frage ich Dinge wie: Um welche Art handelt es sich? Was will ich von ihr wissen? Ist sie gefährdet? Gehört sie nach Europa oder ist sie ein Neophyt/Neobiont? Wenn ich einmal mit dem Fragen anfange, komme ich in Schwung. Hier bei der Schnecken-Seite sieht man das gut.
Das Formulieren der Fragen dauert unterschiedlich lange. Je kleiner ich schreibe, desto mehr passt auf die Seite.
Ich finde nicht immer unbedingt die Antworten zu meinen Fragen. Darum geht es auch nicht. Die Fragen führen tiefer in das Wesen der Pflanze oder des Tieres herein. Darum geht es.
Am Anfang war ich unsicher, wenn eine Seite länger unfertig blieb. Aber jetzt genieße ich es, immer mal unterwegs oder im Wartezimmer ein wenig ins Naturtagebuch rein zu arbeiten. Es ist schlussendlich nicht das Zeichnen allein, das mich am Nature Journaling – so nennt man das Ganze auf Englisch – erfüllt. Mit dem Herzen über den Mittelsmann ‚Nature Journal‘ zu den Wesen aus der Natur zurückzukehren, macht mich einfach glücklich.
Wenn Du auch den Grundstein dafür legen willst, dann komme doch zu einem der Malspaziergänge mit, die ich dieses Jahr noch anbiete! Am 28. August biete ich über die Kreasphäre einen im Roten Moor in der Rhön an. Hier ist der Link zur Seite – und der Spaziergang ist mit dem Code SOMMER22 gerade 25 % reduziert! Am 11. September gibt es einen für Einsteiger und am 16. Oktober einen für Fortgeschrittene in der Lüneburger Heide. Die Infos dazu findest Du hier.