Wann immer ich ein Bild anfange zu planen, das mehr als zwei Bildelemente enthält, frage ich mich: Worum geht es mir? Welches Bildelement ist wirklich wichtig? Welches ist genau genommen unwichtig? Ein Landschaftsbild auf die Sachen zu reduzieren, die meine Bildaussage unterstützen, sollte mein oberstes Ziel sein.
Was ist denn das, meine Bildaussage?
Mit dem ersten Bild in diesem Monatskurs wollte ich beispielsweise folgende Aussage treffen – aus Sicht der Betrachterin gesehen: „Es ist früh am Morgen in der Heide und hier kann ich langgehen.“ Es sollen eine bestimmte Lichtstimmung und Tageszeit und eine Erfahrung, das Wandern auf dem Weg, transportiert werden.
Das Tolle an Wegen als Bildgegenständen ist, dass sie uns direkt in ein Bild hineinholen können. Es ist nämlich schwer, sich einen hübschen Weg in einer ansprechenden Landschaft anzuschauen, ohne gleich selbst zu überlegen, wie ich in diese Landschaft hineinlaufe. Für die psychologische Wirkung eines Landschaftsbildes ist ein Weg deswegen sehr gut. Landschaften mit Wegen, in anderen Worten, sprechen uns unmittelbar an.
Das ist sicherlich einer der Gründe dafür, dass Wege so unglaublich häufig in der Gattung „Landschaftsmalerei“ zu finden sind.
Das Heidemotiv am Morgen ist also in gewisser Hinsicht ein sehr typisches Landschaftsbild, denn es enthält einen Weg. Andere (empfehlenswerte) Bildelemente sind der Zaun, der mit der Perspektive kleiner wird und deswegen gut die Tiefe andeutet; die ästhetisch ansprechende Biegung im Weg und die leichten Kurven in den Hauptlinien an der Heidefläche im Vordergrund; und der Schatten im Vordergrund, der das gesamte Bild gut verankert. Als Betrachterin stehst Du quasi ein wenig im Schatten und freust Dich während des Anschauens darauf, jetzt in die Morgensonne zu laufen. Und für mich als Künstlerin ist es genauso.
Das zweite Motiv im Landschaftsmalkurs war etwas anders. Ich habe eine Berglandschaft gewählt, die nicht so ohne weiteres ein gutes „Hineinlaufen“ ins Bild ermöglicht. Trotzdem fand ich, dass es gerade in den Bergen schön ist, wenn man mit den Augen vom Vordergrund über ein Tal und ein paar nahe Hügel zu den fernen Bergketten wandern kann. Aber wie gestalte ich so eine Landschaft, wenn die Vorlage es so direkt nicht vorgibt?
Ich habe diesmal die Vorlage sozusagen beschnitten; genau genommen habe ich nur einen Ausschnitt aus der Vorlage für mein Motiv gewählt, und zwar den linken. Um trotzdem ein Landschafts(quer)format ausfüllen zu können, habe ich nach links hin ein wenig die Landschaft ergänzt, wie ich Lust hatte. Dass ich in genau diesen Bergen selbst schon einmal gewesen war, hat geholfen.
Meine Idee war gewesen, dass ich in das Tal hineinblicken und quasi durch das Tal nach hinten zu den blauen Bergen laufen kann. So habe ich es dann auch gezeichnet und gemalt. Und wie so oft beim Live-Onlinemalen habe ich durch eine Kursteilnehmerin eine ganz tolle Idee bekommen, wie ich meine Grundidee besser umsetzen kann. Könnte man durch die dunklen Bäume links der Mitte noch ein paar helle Flecken vom Grün, das sich im Tal unten befindet, sehen – könnte man also quasi durch die Bäume durch zum Tal hinuterlugen – dann wäre der „Reisepfad“ durchs Bild noch klarer. Aber gut, ich bin auch so ganz zufrieden und vor allem: es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Motiv zu besprechen und in den Online-Malgruppen gemeinsam umzusetzen.