Während ich mich gerade für den Workshop am Freitag zu Mini-Serien in Aquarellfarben vorbereite, fiel mir ein, dass ich Serien früher immer ein bisschen doof fand. Das hatte ich ganz vergessen, aber ja, so war es. Mir war nämlich nicht klar, warum ich ein und dasselbe Motiv mehrmals malen sollte, statt mich einem neuen (und deswegen) spannenderen Motiv zuzuwenden. Dass eine „Serie“ alles Mögliche sein kann, war mir anscheinend auch nicht klar. Für mich stand quasi fest, dass es ein Motiv gibt und ich das auf verschiedene Weisen – zum Beispiel mit verschiedenen Farben – umsetzen müsste, wenn ich eine Serie erschaffen wollte.
Am Anfang stand bei mir bei jedem Motiv die Frage im Vordergrund: Werde ich es schaffen, dieses Motiv zu malen? Es ging um das technische Können. Verständlich ist das ja allemal, ich war ja Anfängerin. Naja, und wenn ich dann bei einem Motiv herausgefunden hatte, dass ich es tatsächlich konnte, dann war ich happy und wollte gleich weiter zum nächsten Motiv. die Frage war dann wieder: Werde ich es schaffen? Von Landschaften hüpfte ich zu Architektur, dann zu Spiegelungen im Wasser, zu Wolken und Himmeln, zu Tieren…. und so weiter. Immer habe ich herausfinden wollen – nein, müssen! – ob ich das kann.
Kennst Du das?
Mittlerweile frage ich mich nicht mehr, ob ich es wohl schaffen werde, ein Motiv umzusetzen, weil es mir darum nicht mehr geht. Ich fange einfach an zu arbeiten und gucke dann, was passiert. Natürlich kann ich inzwischen eine Menge. Aber das hilft nicht so viel, denn wie bei allen Anderen auch, sind dem Ausdruck meiner Kreativität gerade reelle Grenzen gesetzt.
Serien sind momentan für mich eine wunderbare Möglichkeit, in der wenigen Zeit, die ich ohne Kind & Kegel habe, etwas Zusammenhängendes zu schaffen. Das gefällt mir mittlerweile besser, als unzusammenhängende Motive aneinanderzureihen. Ich glaube, ich brauche die Ruhe, die durch das Arbeiten an nur wenigen Themen kommt. Wald, Natur, Bäume, hier und da mal ein Stillleben – das alles macht mich glücklich und das alles kann ich gut in Serie bearbeiten.
Was ich auch sehr genieße, ist es, mich einer Sache ein wenig intensiver zu widmen. In meinen Arbeiten zu Baumwurzeln beispielsweise ist mir irgendwann aufgefallen, dass das Wort „Zuhause“ beim Zeichnen und Malen durch meinen Kopf schwebt. Was haben Wurzeln mit Zuhause zu tun? Ich weiß es noch nicht so genau, habe aber schon einiges dazu geschrieben. Eins steht aber fest: diese Verbindung zwischen „Zuhause“ und „Wurzeln“ hätte ich mit nur einem kleinen Bild nicht gefunden.
Letztlich mag ich das serielle Arbeiten, weil es mich von dem Druck zu befreien, mit einem Bild alles sagen zu müssen, was ich sagen will. Ich verteile meine Aussage praktisch auf mehrere Bilder. Ebenso verfahre ich mit meiner technischen Finesse (wenn ich so eine besitze): wenn ich von vornherein in einer Serie male, dann bemühe ich mich bei jedem einzelnen Bild weniger um eine vollmundige und fein abgestimmte Aussage. Jedes einzelne Bild kann erst einmal ein kleiner Rohdiamant sein und durchaus etwas Unfertiges haben. Dafür wird jedes einzelne Bild aber (hoffentlich) auch ziemlich dynamisch sein. Und irgendwann schleicht sich dann vielleicht eine neue Formsprache ein, die mich selbst überrascht und weiter bringt.
Die Grundintention des Malens an einem Motiv, zum Beispiel an Wurzeln, auf mehrere Bilder aufzuteilen, birgt noch einen weiteren Vorteil in sich. Weil es einige Zeit dauert, bis ein einziges Bild fertig ist, verändert sich während des fortschreitenden Arbeitens meine Aussage. Ich mag vielleicht ursprünglich etwas zur Ökologie des Waldes gesagt haben wollen, aber plötzlich stelle ich fest, dass ich beim Wurzelnzeichnen und -malen an meinen Mann, mein Kind und unsere vier Wände denke. Von dort geht es dann zu den Behausungen derer, die in Wurzeln wohnen, und schwupps! bin ich in einer kleinen Mäusewohnung in einem Kinderbuch. Von da geht es noch einmal mit etwas mehr Ernst zurück in die Wurzeln mit der Frage, was ich noch so über Wurzeln herausfinden kann… und das ist ein unheimlich spannender und unterhaltsamer Prozess!
Ja, so empfinde ich das tatsächlich. Ich habe eine viel größere Lockerheit entwickelt, seit das serielle Arbeiten im Prinzip meine Grundidee ist. Es kommt auf nichts an und alles darf sich entwickeln. Und deswegen ist das serielle Arbeiten eben doch nicht einfach nur Mehr-Arbeiten und anstrengend, sondern ein heimlicher Weg zu mehr Spaß beim Malen 🙂
Wenn Du diesen Weg mit mir gehen willst, dann melde Dich für den kostenlosen Workshop „Mini-Serie in Aquarell“ am Freitag, 15.1. um 19:30 an!
Zur Anmeldung kannst Du einfach Deinen Namen hier eintragen 🙂